Auf den Spuren von ALEXANDRA in Kiel
Bericht: Barbara Beu
Stadtspaziergang im Rahmen des Jahrestreffens 2024
16 Jahre und damit die meiste Zeit ihres kurzen Lebens hat Alexandra in Kiel verbracht. Angekommen als Zweijährige in einer Tragetasche, verbrachte sie dort ihre Kindheit und Jugend als Doris Treitz.
Zu unserer Spurensuche am Samstagvormittag versammelten sich zwölf Vereinsmitglieder beim Hotel Astor. Dort hat die damalige Oberschülerin als Zimmermädchen gejobbt. Das gegen Ende der 50er Jahre erbaute Haus hat 10 Stockwerke mit 86 Betten. Unser kleiner Trupp erkundete den Bau zunächst von ganz oben, mit Aussicht auf die Innenstadt, den Kai und die großen Schiffe. Bei geöffnetem Fenster ist auf dieser Höhe stets eifriges Möwengeschrei zu hören. Im obersten Stock können die Gäste heute bei großer Glasfassade ein Büffet-Frühstück einnehmen.
Buffet-Raum im Hotel Astor
Wieder zurück im Erdgeschoss ging es zur Konfirmationskirche von Alexandra nach St. Ansgar in der nördlichen Innenstadt. Dort wurden wir von Küster Bernhard Mieth empfangen. Doris feierte an diesem Ort mit 15 Jahren zusammen mit über hundert anderen jungen Leuten ihre Konfirmation. Wie wir von einem Foto wissen, trug sie dabei ein schlichtes, schwarzes Kleid, das ihr sehr gut zu Gesicht stand. Der Küster hatte in den noch vorhandenen Unterlagen auch den Namen des Pfarrers herausgesucht: es war Pastor Hagge, ein sehr um die Gemeinde bemühter Pfarrer.
Diese Anlaufstelle in der Kirche mit dem historisch gut vorbereiteten Küster erwies sich als unser großes Glück. Bernhard Mieth hat sich außerdem intensiv mit dem Leben und den Liedern von Alexandra auseinandergesetzt und ist von ihrer Musik sehr angetan. Wir haben einen neuen Fan gewonnen! Er erläuterte uns zunächst die Geschichte des Kirchenbaus, der nach den Zerstörungen des Kriegs neu aufgerichtet werden musste. Zu Doris‘ Zeit war der Innenraum noch sehr schlicht, mit weißen Wänden und ohne großen Schmuck. Erst 1978 wurde er vom Kieler Künstler Hans Kock mit farbigen Akzenten neu gestaltet. Hell und freundlich mit dunklem Holzkreuz und mit bunt bemalten Fenstern erscheint die Kirche heute von innen.
Die St. Ansgarkirche zu Alexandras Zeiten (aus der Chronik der Kirchengemeinde)
Die St. Ansgarkirche heute
Nun übernahm Bernhard Mieth freiwillig den Rest der Stadtführung, denn alle angedachten Bereiche befinden sich in unmittelbarer Nähe zu dieser Kirche mit den typischen roten Klinkersteinen des Nordens. So ist auch der Stil des langgezogenen Wohnblocks und ehemaligen zweiten Kieler Wohnsitzes der Familie Treitz im Knooper Weg 163. Zu unserer großen Freude war die Haustür zu öffnen. Innen im Mietshaus ein Treppengang, bei dem jeweils auf der halben Höhe links und rechts mit hellem Grau gestrichene Türen abgingen. Die Älteren von uns (und damit die Mehrheit unserer Mitglieder) wissen wahrscheinlich noch, dass dies in manchen Häusern die separaten Toilettenräume waren (heute wohl eher als Besenkammer benutzt).
Weiter ging es zum ehemaligen Mädchengymnasium, der Ricarda-Huch-Schule, die erst nach Alexandras Zeit zu einer gemischten Schule und noch später zu einer beruflichen Schule umgewandelt wurde. Auf dem Schulhof steht man wie auf einem Schlosshof, die beiden Flügelbauten verbunden durch die Turnhalle. Das im Stil des Historismus 1906 erbaute Gebäude ist jetzt denkmalgeschützt und wurde vor kurzem in leichtem, gelben Ton renoviert.
Das ehemalige Mädchengymnasium Ricarda-Huch am Ravensberg
Foto: Magnussen, Stadtarchiv
Höhepunkt unseres Spaziergangs war zum Abschluss der Alexandra-Platz, der aufgrund unserer Vereinsinitiative so genannt wird. Auf dem fast quadratischen Feld stehen eine vom Verein gestiftete Bank und - welch ein Zufall - ein riesiger Baum. Soweit alles im Lot - und auch der Pfahl mit der Aufschrift auf dem Schild des Platzes für unsere Sängerin steht noch. Aber der Zustand infolge sich niederlassenden Grünspans ist beklagenswert. Thomas Stoye hofft auf die Hilfe der Stadt bei der Beseitigung. Der Zahn der Zeit nagt, wo er will.
Die ALEXANDRA-Bank in Kiel in voller Besetzung
Doch dann, erst auf den zweiten Blick sichtbar, eine unangenehme Überraschung: Ein „Pirat“ hat sich unserer Bank ermächtigt: Unter unserer Widmung „gestiftet von Alexandra-Freunde e.V.“ befindet sich jetzt eine zweite metallene Aufschrift mit den Worten: „Hoheitsgebiet Piemöllistan“. Wie ist das möglich, dass eine Bank zwei „Mütter“ haben kann?
Fazit: Wir sollten öfter mal in Kiel nach dem Rechten sehen, auch wenn es für viele von uns etwas zu weit entfernt liegt. Ein paar Nordlichter sind ja doch in unserem Verein dabei, die mal „geschwind“ vorbeischauen können. Auf diese hoffen wir in Zukunft.